Kann Mobilfunk Krebs verursachen? Diese Frage beschäftigt nicht nur Kritikerinnen und Kritiker moderner Technologien. Auch die Wissenschaft geht der Frage nach – und hat beruhigende Antworten. Ein Überblick, was wir wissen und zu welchen Fragen noch geforscht wird.
Es gibt keine belastbaren Belege dafür, dass die Strahlung des Mobilfunks unterhalb der Grenzwerte Krebs auslöst. Mobilfunkstrahlung und ihr Einfluss auf die menschliche Gesundheit sind ein immer wiederkehrender Grund für Diskussion und Spekulation und die Einführung von 5G hat diese Diskussion weiter angetrieben. Einige Menschen haben die Sorge, dass die 5G-Mobilfunkfrequenzen das Krebsrisiko erhöhen könnten. Viele nationale und internationale Forschungseinrichtungen beschäftigen sich schon seit vielen Jahren intensiv mit dem Thema. Sie konnten jedoch keinen belastbaren Zusammenhang feststellen.
Wenn wir mobil telefonieren oder eine SMS empfangen, tauschen Handy und Funkmast Informationen aus. Dafür werden hochfrequente elektromagnetische Felder (EMF) genutzt. Diese gehören zur sogenannten nichtionisierenden Strahlung. Beim Mobilfunk geht es ausschließlich um nichtionisierende Strahlung. Mehr Informationen zu den genannten Strahlungsformen finden Sie hier.
Hochfrequente elektromagnetische Felder haben eine einzige wissenschaftlich relevante Wirkung: Der menschliche Körper nimmt einen Teil der Energie dieser Felder auf und wandelt sie in Wärme um. Eine leichte Erhöhung der Körperkerntemperatur durch diesen Effekt ist nicht bedenklich. Studien mit Tieren belegen, dass eine mögliche gesundheitliche Wirkung erst dann eintreten kann, wenn sich die Körpertemperatur über einen längeren Zeitraum um deutlich mehr als 1 Grad Celsius erhöht. Davon ist die Erwärmung der Körpertemperatur durch Mobilfunkstrahlung weit entfernt, auch bei häufiger Nutzung des Mobiltelefons.
Was passiert biologisch, wenn hochfrequente elektromagnetische Felder auf den menschlichen Körper wirken? Entscheidend ist hier die vom Körper aufgenommene (absorbierte) Energie. Wie viel Energie vom Körper etwa durch die Handynutzung aufgenommen wird, gibt die Spezifische Absorptionsrate (SAR) an. Der SAR-Wert zeigt an, wie viel Leistung (Watt, das heißt Energie pro Zeit) pro Kilogramm Gewebe absorbiert wird. Die im Handel befindlichen Mobiltelefone dürfen den SAR-Wert von 2 Watt pro Kilogramm nicht überschreiten. Der SAR-Grenzwert für Mobiltelefone orientiert sich dabei an den Leitlinien der Internationalen Kommission zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung (ICNIRP), der deutschen Strahlenschutzkommission (SSK) und der EU-Kommission.
Bei Einhaltung dieses Grenzwerts sind keine gesundheitlichen Wirkungen zu erwarten, die thermische Wirkung ist äußerst gering. Zum Vergleich: Auch beim Sport verändert sich unsere Körperkerntemperatur. Die normale Muskelaktivität entspricht einer Leistung von 3 bis 5 Watt pro Kilogramm, sie liegt höher als die gesetzlich vorgeschriebenen SAR-Grenzwerte für Mobiltelefone.
Für fest installierte Mobilfunkanlagen gelten andere Grenzwerte als für Mobiltelefone. Der Abstand zwischen Strahlungsquelle und dem Menschen ist hier deutlich größer als bei der Nutzung eines Handys – und mit zunehmender Entfernung sinkt die Stärke und somit die mögliche Wärmewirkung. Die Grenzwerte sind auf Grundlage des Bundes-Immissionsschutzgesetzes in der „Verordnung über elektromagnetische Felder“ (26. BImSchV) festgelegt. Sie schützen die Bevölkerung vor allen bisher bekannten gesundheitlichen Risiken. Öffentliche Mobilfunknetze bieten verschiedene Dienste an, wie LTE oder eben 5G. Diese Dienste arbeiten auf unterschiedlichen Frequenzen. Außerdem sind die in der Verordnung angegebenen Grenzwerte abhängig von der Frequenz, da die Felder je nach Frequenz unterschiedlich tief in den Körper eindringen. Die Grenzwerte für Sendeanlagen können auf der Website des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) abgerufen werden.
Von Kritikerinnen und Kritikern wird die 5G-Technologie in Verbindung mit dem Risiko einer Krebserkrankung gebracht. Grund hierfür ist eine Einschätzung der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) aus dem Jahr 2011. Sie stuft Mobilfunknutzung als „möglicherweise krebserregend" ein. Wie kam es dazu? Einige Beobachtungsstudien, wie beispielsweise die nachfolgend beschriebene INTERPHONE-Studie, hatten das Telefonieren mit einem Handy bei intensiver Nutzung in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Hirntumoren gebracht. Jedoch konnte auch im Rahmen dieser Studie kein gesicherter Zusammenhang festgestellt werden. Insgesamt aber spricht die Mehrzahl der Studien gegen einen Zusammenhang: Demnach fördert Mobilfunk, egal ob der Sendemast oder das Handy als Quelle betrachtet wird, keine Krebserkrankung.
Insgesamt bedarf es hierzu einer genaueren Einordnung, wie die IARC Krebsrisiken einstuft: Demnach fällt auch eingelegtes Gemüse für die IARC in die Kategorie „möglicherweise krebserregend“. Die Betrachtung von Risiken ist also ein weites Feld und viele Risiken sind uns sogar bewusst und wir nehmen sie freiwillig in Kauf, so wie das Rauchen, der Verzehr von Fleisch oder das Fliegen, die als „wahrscheinlich krebserregend" höher eingestuft worden sind als Mobilfunk und eingelegtes Gemüse. All das akzeptieren wir, weil es entweder freiwillig geschieht oder naturgemäß ist, wie die Sonnenstrahlung. Ein Sendemast ist nicht natürlich, aber er ermöglicht, dass wir telefonieren und Geräte schnell miteinander kommunizieren können. Und übereinstimmend mit der IARC gehen Forschungseinrichtungen und Behörden weltweit davon aus, dass elektromagnetische Felder von Mobilfunkmasten deutlich weniger belastend sind als jene von Handys.
Die INTERPHONE-Studie der IARC ist eine der bekanntesten Untersuchungen zu den möglichen Langzeitfolgen der Mobilfunknutzung. Erste Ergebnisse wurden in den Jahren 2010 und 2011 veröffentlicht. Die Studie fand keine belastbaren Anzeichen für ein erhöhtes Risiko für Hirntumore oder für Tumore am Hörnerv infolge der Handynutzung.
Ab 2010 nahm die internationale MOBI-Kids-Studie speziell Kinder und Jugendliche in den Blick. Ergebnis dieser Untersuchung in 14 Ländern: Die Benutzung von Mobiltelefonen oder schnurlosen Telefonen erhöht das Risiko für Hirntumore bei Jugendlichen nicht. Für die Fall-Kontroll-Studie betrachteten die Forschenden das Nutzungsverhalten von rund 900 Kindern und Jugendlichen, die im Alter zwischen 10 und 24 Jahren an einem Hirntumor erkrankt waren. Sie verglichen es mit dem Verhalten von Kindern und Jugendlichen, die nicht an einem Tumor erkrankt waren. Diese Kontrollgruppe hatte rund 1.900 Teilnehmende. Die MOBI-Kids-Studie ist die bislang größte Fall-Kontroll-Studie zum Zusammenhang zwischen Mobilfunknutzung und Hirntumorerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen. Weitere Informationen zu Forschungsvorhaben, die die Langzeitwirkungen von Mobilfunkstrahlung untersuchen, finden Sie hier.
Entgegen der landläufigen Meinung kann das eigene Handy im Normalfall die größte Strahlungsquelle für uns Menschen sein. Handys müssen international harmonisierte Normen einhalten, die gewährleisten, dass der empfohlene maximale SAR-Wert eingehalten wird. Verbraucherinnen und Verbraucher können selbst aktiv werden, wenn sie ihre Strahlenexposition vorsorglich weiter verringern wollen: Wer ein neues Gerät kauft, kann auf einen geringen SAR-Wert achten. Das Bundesamt für Strahlenschutz erfasst die SAR-Werte von aktuell auf dem Markt erhältlichen Geräte und veröffentlicht diese hier. Generell rät das Bundesamt zu einem bewussten Umgang. Weitere nützliche Hinweise haben wir für Sie in diesem Artikelzusammengestellt.
Schaut man sich die vielfältigen Studien an, gibt es darin vor allem eines: keinen Grund zur Panik. Denn keine Studie, die den wissenschaftlichen Qualitätskriterien entspricht, findet einen schlüssigen, belastbaren Zusammenhang zwischen einem erhöhten Krebsrisiko und Mobilfunk. Weil wir aber immer mehr Geräte und Technologien nutzen, geht die Forschung weiter. Für die Neubewertung möglicher Gesundheitswirkungen durch hochfrequente elektromagnetische Felder hat die WHO zehn systematische Bewertungen in Auftrag gegeben, an denen das BfS teilweise beteiligt ist.
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