Tiere, Insekten, Pflanzen: Zu den Auswirkungen der Mobilfunkstrahlung auf die Umwelt gibt es seit Jahren Beobachtungshinweise und Forschungsaktivitäten. Der Umfang dieser Forschung ist allerdings geringer und nicht vergleichbar mit der intensiven Forschung in Bezug auf Wirkungen bei Menschen. Gehen mit der Strahlung des 5G-Mobilfunks stärkere Umweltbelastungen einher?
Auf Menschen hat Handystrahlung keinen negativen Einfluss – sofern die geltenden Grenzwerte eingehalten werden. Doch wie sieht es mit Wirkungen auf die Natur aus? Die bisherigen Studien zu den Wirkungen von Mobilfunkstrahlung auf Tiere und Pflanzen zeigen keine eindeutig auf Mobilfunk zurückzuführende Schäden für die Umwelt.
Die hochfrequenten elektromagnetischen Felder (HF-EMF) des Mobilfunks erwärmen Organismen. Diese sogenannte thermische Wirkung ist der einzige bekannte und wissenschaftlich nachgewiesene Wirkmechanismus. Grenzwerte beschränken die Erwärmung auf ein verträgliches Minimum. Die Stärke der Felder, die von Sendeanlagen ausgehen, reicht nicht aus, um eine gesundheitlich relevante Erwärmung von Lebewesen zu verursachen.
Manche Tiere können problemlos an Mobilfunkantennen heranfliegen oder auf ihnen landen. Diese Tiere, zum Beispiel Insekten und Vögel, aber auch hohe Pflanzen, können sich Sendeanlagen so weit annähern, dass sie dadurch kleinräumig thermischen Wirkungen ausgesetzt sein können. Außerdem besitzen Tiere und Pflanzen Rezeptoren und Signalwege, die der Mensch nicht hat. Über diese könnten Wirkungen hochfrequenter Felder vermittelt werden – wie genau, wird erforscht.
In Europa sind weitere Studien geplant, die sich mit den Effekten des neuen Mobilfunkstandards auf die Umwelt beschäftigen. Auch die Bundesregierung ist aktiv: Im November 2019 hatte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) einen internationalen Workshop zu möglichen Effekten von nieder- und hochfrequenten Feldern auf Pflanzen und Tiere organisiert – mit dem Ergebnis, dass der aktuelle Forschungsstand bestätigt wurde, also keine Effekte in diesem Bereich nachgewiesen werden konnten. Die Fachleute sehen jedoch weiteren Forschungsbedarf.
Bisher hat die Forschung bei keiner Pflanze oder Pflanzenart nachweisliche Schäden durch Mobilfunkstrahlung festgestellt. Laut einer französischen Arbeitsgruppe reagieren Pflanzen unter Laborbedingungen auf eine kurzfristige Exposition mit elektromagnetischen Feldern (EMF) mit Veränderungen des Stoffwechsels, die einer leichten Stressreaktion ähneln. Durch Botenstoffe reagiert die gesamte Pflanze, auch wenn nur ein Teil den Feldern ausgesetzt ist. Das ähnelt Reaktionen, die auftreten, wenn ein Teil, aber nicht die gesamte Pflanze, durch Schädlinge befallen oder mechanisch beschädigt wird – etwa wenn ein Ast abbricht oder eine Hecke geschnitten wird. Die Reaktionen hängen von der jeweiligen Pflanzenart, ihrem Alter und Wachstumsstadium ab. Insgesamt bedeuten die Beobachtungen keine Gefährdung der Pflanzen und entsprechen normalen physiologischen Reaktionen, wie sie auch bei anderen Umwelteinflüssen (Hitze, Trockenheit, Schädlinge) entstehen können.
Aus der Bevölkerung gibt es vereinzelte Beobachtungen erkrankter Bäume in der Umgebung von Mobilfunksendeanlagen. Eine einzelne Publikation, die auf subjektiv erhobenen Daten basiert, stützt diese Beobachtungen, kann aber aufgrund von methodischen Mängeln nicht als wissenschaftlicher Beleg gelten.
In Europa sind weitere Studien geplant, die sich mit den Effekten des Mobilfunkstandards 5G auf die Umwelt beschäftigen. Eine Übersicht über bisher durchgeführte Studien und die Ergebnisse finden Sie auf der BfS-Website.
Leiden Tiere wegen Mobilfunk? In diesem Zusammenhang werden häufig Fledermäuse genannt, da sie in die Nähe der Sendeanlagen fliegen können. Doch nach Informationen von Umweltschutzorganisationen und Behörden existieren keine wissenschaftlich belastbaren Hinweise dafür, dass HF-EMF von Mobilfunkbasisstationen Fledermäusen schaden. Eine wesentlich größere Belastung können Umbauten für Sendeanlagen bedeuten: Sie entstehen womöglich auf Dächern und Dachstühlen, in denen sich Sommer- oder Winterquartiere von Fledermäusen befinden können. Bekannt ist aus einer britischen Studie nur, dass sie die unmittelbare Nähe zu Radaranlagen meiden. Es wird angenommen, dass Fledermäuse entweder die durch elektromagnetische Felder verursachte Erwärmung in der unmittelbaren Umgebung einer Sendeanlage wahrnehmen können, oder dass es sich auch um eine akustische Wahrnehmung handelt – das sogenannte Mikrowellenhören.
Beobachtungen an freilebenden Wildtieren fehlen bislang. Am häufigsten werden Untersuchungen an Labornagern durchgeführt. Sie dienen in erster Linie der Risikoabschätzung für den Menschen, können aber grundsätzlich unter Berücksichtigung bestimmter Parameter (Körpergröße, Wellenlänge, Resonanz) auf andere Säugetiere übertragen werden. Bislang sind nur thermische Wirkungen nachgewiesen worden. Unter realen Bedingungen schützen die gesetzlichen Grenzwerte den Menschen und die Tiere vor den nachgewiesenen Wirkungen.
Eine Studie aus der Schweiz hat gezeigt, dass auf einem Hof in der Nähe eines Mobilfunkmastes bei Kälbern häufiger grauer Star auftrat als auf anderen Höfen. Aber: Die Untersuchung gilt als unzureichend, da die beobachteten Tiere weiteren Stressfaktoren ausgesetzt waren (Autobahn, Ölleitungen, Stromleitungen und Zugverbindungen).
In Deutschland gibt es einen einzigen Hof, auf dem eine hohe Anzahl von Fehlgeburten bei Ferkeln beobachtet und mit der Nähe zu einer Mobilfunksendeanlage in Zusammenhang gebracht wurde. Allerdings blieben auch hier viele andere Parameter unbeachtet. Bundesweit wurden keine weiteren ähnlichen Fälle beschrieben.
Eine weitere experimentelle Studie hat sich ebenfalls mit Kühen befasst. Konkret haben Forscherinnen und Forscher zehn dieser Tiere einer Mobilfunkfrequenz von 900 Megahertz (MHz) ausgesetzt. Die Konzentration der Enzyme im Blut deutete darauf hin, dass die Kühe gestresst waren, sich die Werte jedoch überwiegend im normalen physiologischen Bereich bewegten. Laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ist die Aussagekraft der Studie begrenzt, da die Versuchsgruppe zu gering ist. Auch im Rahmen dieser Forschungsarbeit konnten die Initiatorinnen und Initiatoren nicht eindeutig feststellen, ob die Effekte ausschließlich auf elektromagnetische Felder zurückzuführen waren oder ob andere Störfaktoren eine Rolle spielten.
Viele Vogelarten können sich nach dem statischen Erdmagnetfeld orientieren. Es ist bekannt, dass diese Orientierung durch Felder im Frequenzbereich von einigen MHz (bis etwa 100 MHz) zeitweise beeinträchtigt werden kann, die genannten Frequenzen liegen aber unterhalb des vom Mobilfunk genutzten Frequenzbereiches.
Medienberichte über ein Vogelsterben im Bereich von 5G-Testgebieten sind falsch. Bei einem Vorfall in Den Haag handelte es sich um eine Vergiftung mit den Beeren der Eibe. Inzwischen ist 5G in vielen Regionen Deutschlands verfügbar und ein Vogelsterben blieb aus.
Eine gefährliche Verhaltensänderung von Honigbienen in der Nähe von Sendemasten ist nicht belegt. Auf zwei griechischen Inseln wurde die einzige bekannte ökologische Freilandstudie zum Vorkommen und zur Diversität von Bestäubern in Abhängigkeit von der Entfernung zu Mobilfunkanlagen durchgeführt. Die von den Mobilfunkanlagen erzeugten Felder wurden gemessen und mit dem Vorkommen der Insekten korreliert. Die Ergebnisse waren nicht einheitlich: Die Zahlen einiger Insektenarten sanken mit steigender elektrischer Feldstärke, bei anderen Insektenarten stiegen die Zahlen sogar an. Die Wirkung auf die Artenvielfalt war von Insel zu Insel unterschiedlich. Ob die gezeigten Zusammenhänge ursächlich sind, bleibt offen. Sie bedeuten keine akute Gefährdung der Bestände.
Aktuelle Übersichtsarbeiten zu Wirkungen von HF-EMF auf Insekten, insbesondere Bestäuber, zeigen überwiegend negative Wirkungen auf das Verhalten und die Reproduktion. Dennoch ist die Schlussfolgerung falsch, dass die Strahlung Insektenpopulationen schädigt. Denn:
Ein hoher Anteil der Studien weist methodische Mängel auf, vor allem, was Expositionsbestimmung, Studiendesign und statistische Auswertung betrifft. Es überwiegen zudem Laborstudien. Feldstudien sind selten und Studien, die Schlüsse zu ökologischen Auswirkungen der einzelnen beobachteten Effekte erlauben, fehlen vollständig.
Bei zukünftigen Anwendungen im Hochfrequenzbereich (5G-Anwendungen > 6 GHz) werden Wellenlängen erreicht, die in etwa den Insektenkörpern entsprechen, wodurch Resonanzeffekte auftreten könnten. Insekten werden also mehr Energie aufnehmen als bei früheren Mobilfunkstandards, kommen aber anhand von aktuellen Berechnungen nicht in einen Gefahrenbereich.
Manche Menschen sehen einen Zusammenhang zwischen dem Insektensterben und hochfrequenten elektromagnetischen Feldern. Doch auch diese Verbindung hat die Bundesregierung in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage als nicht plausibel eingestuft. Das Insektensterben ist ein flächendeckendes Phänomen, auch in solchen Gebieten, in denen überhaupt keine elektromagnetischen Felder bestehen. Außerdem hat es bereits Anfang der 1990er-Jahre, also vor dem flächendeckenden Ausbau des Mobilfunks, begonnen.
Eine Übersicht über alle Studien zum Verhalten von Bienen finden Sie hier.
Speziell die Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf Wildtiere und Pflanzen sind wenig erforscht. In einer Webkonferenz eines EU-finanzierten Projekts zum Austausch über Biodiversität und Ökosystemleistungen konnten wesentliche Gründe dafür benannt werden: So fehlten häufig standardisierte und kontrollierte technische Aufbauten für Experimente. Ebenfalls führten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wenig Freilandversuche durch. Die Untersuchungen beschränken sich im Wesentlichen auf Laborstudien und haben nur begrenzte Aussagekraft über die Natur.
Um den aktuellen Forschungs- und Wissensstand zum Thema „Mobilfunk und Umwelt“ zu sichten und entsprechend weitergehende Forschungen zu initiieren, fand im November 2019 der vom BfS organisierte internationale Workshop „Einfluss elektrischer, magnetischer und elektromagnetischer Felder auf die belebte Umwelt“ statt. Mehr Informationen und den Bericht zu der öffentlichen Veranstaltung finden Sie hier. Die Ergebnisse des Workshops sind publiziert. Die Teilnehmenden stellten einen Forschungsbedarf fest, vor allem in Bezug auf Pflanzen und Insekten. Diese Forschung wird – Stand August 2024 – vom BfS umgesetzt.
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